Am 2 November dieses Jahres gab unser Lehrer Björn einen Lehrgang im Aikido Dojo Seishinkan in Eilbek. Ich freute mich auch schon riesig auf den Lehrgang und glücklicherweise konnte ich mir für diesen besonderen Samstag frei nehmen.
Ich traf etwa zeitgleich mit Dorothea und Alexander aus unserem Dojo ein, und bereits beim Betreten des Seishinkan wurden wir herzlich begrüßt. Zahlreiche Teilnehmer waren extra angereist, und so füllte sich das Dojo recht schnell mit Aikidoka, sowohl aus den drei Hamburger Dojos als auch aus Kiel und Hannover.
Nach ein paar einführenden Worten von Eckhardt Hemkemeier übernahm Björn und startete das Training mit ein paar „einfachen“ Bewegungen. In einer dieser Übungen gehen zwei Partner zusammen über die Matte und einer dirigiert den anderen nur durch leichte Berührungen. Klingt wie gesagt relativ einfach. Wenn aber einer von beiden dabei die Augen geschlossen hat und sich auf seinen Partner blind verlassen muss, kostet das schon ein wenig Überwindung. Wenn das dann aber alle gleichzeitig auf der relativ kleinen Matte des Dojos machen, also knapp 20 Paare durcheinanderwuseln, wobei die Hälfte auf sachte Berührungen des Partners angewiesen ist und sich auf diese konzentrieren muss, um nicht gegen die Wand oder andere zu rennen, wird es schon interessant. Noch interessanter wird es, wenn man sich einen Partner wählt, mit dem man normalerweise nicht regelmäßig trainieren kann. Zitat Anton (SVP): „Du vertraust mir?“ Zitat Ende.
Ja, habe ich und ich wurde auch nicht enttäuscht.
Sich auf etwas Neues einzulassen, ist nicht immer leicht… aber es lohnt sich auch mal, über den eigenen Schatten zu springen, nicht nur, um ein Gefühl für den Partner und seine Bewegungen zu bekommen, sondern auch für die eigene Wahrnehmung.
Das geht auch über das Trainieren auf der Matte hinaus. Eine kleine Abweichung bei der Bekanntgabe einer Uhrzeit kann dann schon dazu führen, dass man sich plötzlich auf ungewohntem Terrain befindet und gezwungen ist, über Alltägliches oder Selbstverständliches wenigstens kurz nachzudenken.
Wenn der Lehrer z.B. eine kleine Pause nicht mit den Worten „in zehn Minuten geht es weiter“ ankündigt, sondern so etwas sagt wie: „wir machen weiter, wenn der große Zeiger auf der Acht steht“. Nur eine Kleinigkeit, die dann zu Fragezeichen in den Gesichtern führt. Aber darum geht es eben auch, um Wahrnehmung und die Frage: was will ich – was mache ich – wie mache ich es? Das kam nicht bei jedem unbedingt gut an – aber das ist eben auch Einstellungssache. Ich trainiere unter der Woche bei Björn und bilde mir ein ihn zu kennen, ihn und seine Stimmung einschätzen zu können und zu wissen, was mein Lehrer meint, wenn er etwas erklärt. Schön wenn man merkt, dass das eben nur Einbildung ist und man schleunigst wieder anfangen sollte hinzuhören und hinzusehen. So kann auch ein Lehrgang mit dem eigenen Trainer zu einer nicht nur körperlichen sondern auch geistigen Herausforderung werden.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch Björns kürzlicher Japan-Aufenthalt zum 50-jährigen Jubiläum des Tendokan. Man konnte deutlich spüren, wieviel Björn dabei für uns „mitgebracht“ hat und wieviel Gedanken er sich gemacht hat, diese prägenden Eindrücke weiterzuvermitteln. Das Zusammenfließen der Bewegungen beider Partner, das korrekte Ausführen der Technik, die richtige Einstellung vor, nach und während des Trainings und vieles mehr. Dazu gehörte dann auch mal die eine oder andere Ermahnung, Kritik, Erklärung oder Hilfestellung – eben alles, was ein intensives Training beinhaltet. So verwundert es nicht, dass, wenn alle konzentriert bei der Sache sind, die Zeit wie im Fluge vergeht.
Doch nach dem Lehrgang ist vor dem Buffet! Und zu diesem haben viele hilfreiche Hände beigetragen. Ich staune jedes Mal, wie selbstverständlich jeder im Seishinkan mithilft und wie schnell alles aufgebaut ist. An dieser Stelle herzlichen Dank an alle, die mitgeholfen haben, diesen Lehrgang zu organisieren, und etwas zu diesem köstlichen Buffet beigesteuert haben! Vor allem an Eckhardt, der sein Dojo für diesen Lehrgang zur Verfügung gestellt hat und natürlich an Björn – Danke!
Peter Schrader