Dieses Jahr war es endlich so weit, ich konnte mich zum ersten Mal zum jährlich stattfindenden Lehrgang mit Shimizu Sensei auf dem Herzogenhorn anmelden. Dieser Lehrgang ist kein gewöhnlicher Lehrgang. Jedes Jahr kommt Shimizu Sensei mit seiner Familie für zwei Wochen nach Deutschland, um im Leistungssportzentrum auf dem Herzogenhorn im Schwarzwald zu unterrichten. Aus organisatorischen Gründen ist dieser Lehrgang in zwei Wochen aufgeteilt, so dass jeder die Wahl hat, ob er in der ersten Woche oder der zweiten Woche oder gar an beiden Wochen teilnimmt. Bedenkt man den nicht unerheblichen Aufwand, der damit einhergeht, so ist ein solches Engagement keine Selbstverständlichkeit und fordert schon in Anbetracht der Kontinuität des seit vielen Jahren stattfindenden Lehrganges einiges an Respekt gegenüber der Hingabe unseres Sensei. Dem entsprechend groß ist der Andrang und die Zahl der Anmeldungen zu diesem etwas anderen Lehrgang. Um so größer war meine Freude, als meine Anmeldung angenommen wurde.
Eine ganze Woche durchgehendes Training vom 26.06. bis zum 02.07.2016.
Da wäre ein wenig Vorbereitung vielleicht gar nicht schlecht und so versuchte ich etwas für meine Fitness zu tun, in dem ich ein paar Kilo abnahm (okay, nur drei, aber immerhin…) und zusätzliche abendliche die Ausdauer fördernde Übungen abhielt. Alles in allem hatte ich ja noch etwa zwei Monate Zeit, bis es losging. Die waren dann auch schneller rum als gedacht, der Erfolg meiner Vorbereitung ein wenig zweifelhaft, meine Vorfreude aber ungebrochen! Von Harburg aus machten sich also am Morgen des 26. Juni Björn, Robert, Inga und ich in Björns Auto auf den Weg. Niels bekam eine Mitfahrgelegenheit von Sascha geboten, der aus Kiel anreiste. Wir würden uns dann auf dem “Horn“ treffen. Die Fahrt in den Schwarzwald verlief – abgesehen von einigen unplanmäßigen Stopps und einer Vollsperrung der Autobahn, welche wir umfahren konnten – relativ ruhig und entspannt. So schafften wir es denn auch pünktlich zum Abendessen da zu sein. Nach einer kurzen Begrüßung durch die diesjährigen Ausrichter – die Aikidoabteilung des JCR Rüsselsheim zusammen mit dem 1. Judoclub Niederroden / Rodgau – gab es dann auch gleich ein leckeres Abendessen in Buffet-Form mit Rouladen und lockerem Bekanntmachen. Denn für diesen Lehrgang kommen die Aikidoka aus allen Ecken der Republik und darüber hinaus, wie z.B. aus den Niederlanden, Belgien und Dänemark. Doch irgendwie hat man den einen oder anderen Teilnehmer zumindest schon einmal während eines Lehrganges gesehen und es würde sich im Laufe der Woche noch genügend Gelegenheiten bieten einander besser kennen zu lernen. Nach dem Essen und der Zimmervergabe richteten die meisten sich erst mal häuslich ein und ich lernte meinen Zimmergenossen kennen. Sascha aus Kiel. Von meiner Warte aus ein echter „Glückstreffer“, denn einen angenehmeren Zimmergenossen kann man sich kaum vorstellen (an dieser Stelle bedanke ich mich ausdrücklich bei Sascha für das tapfere Ertragen meines Schnarchens… danke, das Du mich nicht mit dem Kissen zur Ruhe gebettet hast!).
Der Trainingsplan für die Woche hing bereits aus und ein jeder warf einen Blick darauf: täglich zwei Einheiten und dienstags und donnerstags mit Frühtraining (06.30 Uhr) gar drei. Dafür hatten wir den Mittwochnachmittag frei. Auch nicht schlecht. Den Abend des Anreisetages nutzten wir in gemischter Gruppe für einen kleinen Spaziergang zum Gipfelkreuz des Herzogenhorns, welches zu Fuß gut zu erreichen ist.
Das Wetter präsentierte sich auch von seiner besten Seite und so war der Aufstieg tatsächlich sehr angenehm. Kurz vor dem Gipfelkreuz lagen Kühe träge in der Abendsonne am Wegesrand und musterten die Neuankömmlinge mit eher wagem Interesse. Robert hingegen war gleich hin und weg und nutzte die Gelegenheit für ein kleines Foto- Shooting mit den Kühen. So sollte sich die Prophezeiung von Patrice, der in der ersten Hornwoche dabei war und ebenfalls den Kühen begegnete, bewahrheiten: Zitat: „(…) das ist Roberts Abendbrot… der Bulle kommt auf die Stulle und ab in den Sack…zack, zack.“ Zitat Ende. Danke Patrice.
Der Ausblick vom Gipfel ist herrlich; bei gutem Wetter sind die Alpen mit Jungfrauenjoch und Mont Blanc zu sehen und viele Wanderer verewigten sich bereits im Gipfelbuch. Während wir auf einer Bank saßen und die abendliche Sonne sowie den Ausblick genossen, erzählte uns Björn einige nette Anekdoten über die Teilnehmer vergangener Lehrgänge auf dem Horn und ihrer besonderen Beziehung zum Gipfelkreuz.
Als die Sonne sich anschickte hinter den Bergen zu verschwinden, machten wir uns auf den Rückweg, vorbei an den sich bereits zur Ruhe gelegten Kühen, in die Gastlichkeit der Wirtsstube des Sportzentrums, in dem wir nun für die nächste Woche zusammen trainieren, essen, und übernachten würden. Nach einem kleinen Gutenachttrunk verabschiedeten sich die meisten auch recht zügig, denn eine lange Anreise und die Luft in knapp 1500m Höhe forderten ihren Tribut – zumindest bei mir.
Montag Morgen 07:00 Uhr
Entgegen meiner Gewohnheit war ich sofort wach. Das Horn begrüßte uns mit Bilderbuchwetter, Sonne und eine angenehmen Temperatur – zum Trainieren ideal. Zum Frühstück versammelten sich alle mindestens 15 Minuten vor der Zeit, so dass, als Sensei wie immer pünktlich zum Frühstück erschien, alle gemeinsam sich setzten und dann erst das reichhaltige Frühstücksbuffett eröffneten. Das gleiche galt für den Trainingsbeginn im allgemeinen. Alle erschienen zeitig auf der Matte um ein eigenständiges Aufwärmen zu beginnen und um bereits vollzählig und bereit zu sein, wenn Sensei das Dojo betrat.
Das Training begann dann auch etwas früher. Aufmerksamkeit, die Ernsthaftigkeit beim Ukemi und beim Ausführen der Technik sowie die sich in unseren Bewegungen widerspiegelnde geistige Haltung waren ein Schwerpunkt dieser ersten Einheit. Wie immer war ich fasziniert und beeindruckt von der Einfachheit und dem Zusammenfließen der Bewegungen von Sensei und Wakasensei Kenta Shimizu.
Umso größer mein Ehrgeiz ihrem Beispiel zu folgen und das zu tun, was Sensei und Wakasensei uns zu vermitteln versuchten. Dank Birgit und ihrer Übersetzung entfiel die sprachliche Barriere, so dass uns Schülern jede Möglichkeit geboten wurde, sich ganz auf das Training zu konzentrieren. Wenn Sensei zufrieden war, zeigte er dies und wenn Sensei nicht zufrieden war, zeigte er dies auch, denn ohne Kritik und Korrektur kein Lernen.
Später musste ich an die Worte eines befreundeten Gärtners denken, der mir einmal erklärte, warum es so wichtig sei junge Bäume abzustützen, und bezog diese auf das Training mit Sensei. Ein Schüler, dem man alles Durchgehen lässt, wird sich nicht entsprechend entwickeln und lernen – so wie ein junger Baum ohne Halt krumm und schief wird.
Alle strengten sich auch ordentlich an, den Erwartungen gerecht zu werden, jenen die jeder selbst mitbrachte und/oder denen unseres Sensei, und so wurde die erste Trainingseinheit zu einer sehr intensiven. Der Gedanke das Training alleine als abgeschlossene Einheit zu betrachten, nach der man dann Feierabend rufen kann und sich zufrieden zurücklehnt, wäre wohl falsch – ein Gedanke übrigens der auf dem Lehrgang gar nicht erst aufkam. Nach dem Training blieb man wie selbstverständlich noch auf der Matte und vertiefte das Gelernte oder sah und hörte Sensei und Wakasensei oder auch anderen Lehrern zu, wenn sie Fragen beantworteten oder noch etwas demonstrierten. Auch achteten die Schüler auf das Verhalten der anderen, und wenn etwas nicht stimmte, machten sie denjenigen auf sein Verhalten aufmerksam oder halfen bei der Bewältigung des einen oder anderen Problems.
Die Mittagspause konnte jeder nutzen wie er es für richtig hielt, einige nahmen eine kleine Mahlzeit zu sich und hielten ein kleines Mittagsschläfchen oder machten einen Spaziergang. Ich entschied mich für den Spaziergang, denn die uns umgebende Landschaft lud förmlich dazu ein. Blühende Wiesen, herrliche Aussicht und eine himmlische Ruhe, ohne die Ablenkungen wie Arbeit, Familie oder Alltagssorgen, welche nach Aufmerksamkeit verlangen machten diese Woche zu etwas Besonderem, in dessen Mittelpunkt einzig und allein das Aikido und die eigene Beziehung zum Aikido steht.
Die zweite Trainingseinheit verlief dann auch genauso intensiv wie die vorherige. Wakasensei ermahnte uns die Gelegenheit zu nutzen und mit so vielen verschiedenen Partnern zu trainieren wie möglich, etwas, was ich mir zwar ohnehin vorgenommen hatte, bei dem ich aber – vor allen Dingen gegen Ende der Woche – merkte, dass ich manchmal auch versuchte mir einen Partner zu suchen, den ich kannte und mit dem ich „zurechtkam“. Mich dann immer wieder auf neue Partner einzulassen, kostete mich einiges an Überwindung, besonders, als meine Kondition dann doch ins Wanken geriet.
Nach dem Abendessen verbrachten die meisten ihre Freizeit mit Gesellschaftsspielen und mehr oder weniger tiefsinnigen Unterhaltungen bei einem kühlen Getränk oder unternahmen, so wie auch ich, noch einen kleinen Spaziergang zum Gipfelkreuz. Robert nutzte die Gelegenheit, dabei wieder das eine oder andere Rindvieh hinter dem Ohr zu kraulen. Zugegebenermaßen kostete der Aufstieg diesmal etwas mehr an Kraft und warf zumindest bei mir die Frage auf, warum ich das nach einem langen anstrengenden Trainingstag überhaupt mache. Dabei fiel mir der Artikel von Enrico aus dem Dojo Seishinkan ein, der auf der Website des Seishinkan zur Verfügung steht. So ging dann auch der erste Tag recht früh zu Ende, denn am Dienstag sollte das Frühtraining bereits um 06.30 beginnen.
Dienstag 05:30 Uhr
Ich war vor meinem Wecker wach, etwas, was mir sonst nicht passiert. Sascha, mein Zimmergenosse, wirkte deutlich fitter und ausgeruhter als ich mich fühlte. Zum Training in der Halle, die uns als Dojo diente, musste man nur über den Hof oder durch den Verbindungsgang zwischen den Gebäuden gehen. Ich entschied mich für den Weg über den Hof in der Hoffnung, dass mich die kühle Morgenluft etwas aufmuntern würde. Die Ruhe vor dem morgendlichen Training legte nahe, dass ich nicht der Einzige war, der noch nicht gänzlich wach und aufnahmebereit war. Das änderte sich dann aber recht schnell, denn Waka Sensei welcher die Trainingseinheit übernahm, wirkte frisch und munter und startete das Training mit gemeinsamen Ukemi-Übungen, bei denen mir schnell warm wurde. Am Ende des Frühtrainings fühlte ich mich zu meinem Erstaunen ausgesprochen gut und bereit für den Tag. Das Frühstück schmeckte dann auch gleich doppelt so gut. Die zweite Einheit des Tages startete für einige schon etwas früher, denn vor jeder Trainingseinheit übernahm eine Gruppe das Mattenreinigen und das Säubern des Dojo. Da wir in der zweiten Woche waren und die Matten bei Anreise schon aufgebaut und der grobe Schmutz bereits in der Vorwoche getilgt worden war, ging das Reinigen der Matte schnell von der Hand und die vormittägliche Trainingseinheit konnte losgehen. Sensei ermahnte uns gleich zu Anfang, daß die richtige Aufnahme und das richtige Ausführen der Technik, das Zusammenfließen der Bewegungen und Achtsamkeit wichtiger sind als gut auszusehen bei der Technik und als Uke gewohnheitsmäßig zu fallen. Selbst an sich zu arbeiten erfordert eben auch eine gewisse Disziplin und gutes Benehmen und das Beachten der Etikette enden nicht an der Dojotür. Nach dem Training beobachtete und hörte ich, wie zwei Lehrer aus verschiedenen Dojos einem anderen Schüler etwas erklärten. Die Erklärungen erfolgten auf unterschiedliche Weise, beinhalteten aber den gleichen Kern. Da ist es kein Wunder, wenn so ziemlich jeder noch sehr lange auf der Matte verblieb um zu lernen, denn für jeden bot sich die Möglichkeit einmal andere Arten des Erklärens zu erleben. In der Mittagspause gönnte ich mir eine Kraftbrühe mit Flädle und machte wieder einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft, blauer Himmel und Schäfchenwolken verleiteten den einen oder anderen zu einem kleinen Nickerchen auf der blühenden Wiese.
Vor der letzten Trainingseinheit am Dienstag erschienen alle wie gewohnt eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn auf der Matte, um mit dem selbstständigen Aufwärmtraining zu beginnen. Das Training selbst begann wie immer etwas früher als geplant und Wakasensei übernahm wie zuvor schon die letzte halbe Stunde das Training von Sensei. Training mit Jo und Bokken erforderten unsere ganze Aufmerksamkeit, nicht zuletzt auch um Verletzungen auf der vollen Matte zu vermeiden. Hier zeigte sich, wie auch zu den anderen Trainingseinheiten, wie sehr man davon profitieren kann, mit höher graduierten Partnern zu trainieren, auch und gerade wenn es bedeutet, Kritik einstecken zu müssen. Das Training endete gefühlt viel zu schnell und ich freute mich auf das Abendessen – Bergluft macht eben hungrig. Nach dem Essen gingen wir Harburger und etliche andere Teilnehmer wieder gemeinsam zum Gipfelkreuz und obwohl ich ein leichtes Ziehen in den Muskeln verspürte, war es für mich schon irgendwie selbstverständlich hinauf zu gehen. Außerdem hätte ich mir eher die Zunge abgebissen als zuzugeben, daß ich eigentlich schon ziemlich müde war.
Der Mountainbikefahrer, der uns dabei locker überholte, erinnerte mich dabei daran, wie sportlich die ansässige Bevölkerung eingestellt ist (er hat nicht mal geschnauft). Abends gab es noch ein Bierchen in geselliger Runde und dann ging es zeitig ins Bett.
Mittwoch 06:50 Uhr
Wieder früher als der Wecker wach geworden. Sascha war auch schon wach: also kein Grund nicht gleich aufzustehen. Zu meiner Freude hatte ich keinen Muskelkater. Nach dem Frühstück ging es dann zur einzigen Trainingseinheit des Tages, diesmal ganz von Waka Sensei gegeben. Sehr intensives Training, bei dem ich mich des öfteren ausgesprochen tapsig und ungeschickt anstellte. Danke an meine geduldigen Trainingspartner.
Den Nachmittag hatten wir nun frei und Björn, Robert, Inga, Sascha, Niels und ich machten uns auf zu einer kleinen Wanderung zur in der Nähe gelegenen Krunkelbachhütte! Viel hatte Björn erzählt und so freuten Sascha und ich uns darüber, von denen, die schon des öfteren auf dem Herzogenhorn waren, in die Tradition dieses Ausfluges eingeführt zu werden. Der Weg führte uns durch den Wald am Fuß des Horns vorbei zu einer malerischen Alm, auf deren halber Höhe die Krunkelbachhütte liegt, welche den durstigen und bei sommerlichen Temperaturen schwitzenden Wanderern Erholung versprach. Der Anstieg war eigentlich nicht schwer, aber aus irgendeinem Grunde schwitzte ich doch ganz schön als wir an der Krunkelbachhütte ankamen. Wir setzten uns bei strahlendblauen Himmel an einen Tisch unter einem schattenspendenden Baum und Robert verschwand auch sogleich im inneren der Gaststube, um alles in die Wege zu leiten. Sogleich genossen wir dann auch die Spezialitäten der Region in all ihren Facetten. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, wer mehr wissen möchte: Auf zum Herzogenhorn!
Der Rückweg gestaltete sich sehr angenehm, und wie immer beendeten wir den Tag mit einem netten Spaziergang auf das Horn.
Sascha und ich hatten im Anschluss an das Abendessen dann noch die Idee ein wenig im hauseigenen Schwimmbad zu entspannen. Schnell kamen noch Robert, Björn, Niels und Stefan hinzu und schon wurde aus dem ruhigen Schwimmen eine muntere Partie Wasserball ohne Regeln. Nach einer Stunde ausgelassenem Tobens gingen wir noch zu den anderen in die Gaststube und beendeten den Tag dann wieder zeitig.
Donnerstag 05:30 Uhr
Frühtraining! Das Aufstehen fiel mir schon etwas schwerer, ein ordentlicher Muskelkater hatte sich über Nacht eingestellt. In der Dämmerung ging es über den Hof zum Dojo und mit leichten Übungen zum Aufwärmen der schmerzenden Muskeln begann der Tag. Waka Sensei startete ein leichtes Frühtraining mit Schwerpunkt auf die Vertiefung der bisherigen Techniken.
Nach dem Frühtraining fühlte ich mich zwar etwas erschöpft, dafür waren der Muskelkater und die Steifheit in den Gliedern fast weg. Meine Zuversicht alle Trainingseinheiten durchzuhalten, kehrte nach dem Frühstück wieder. Als die erste Trainingseinheit begann, staunte ich über Senseis eisernen Willen: obwohl er Probleme mit seinem Knie hatte, ließ er sich nichts anmerken. So manch einer hatte bereits das eine oder andere Wehwehchen und nahm sich ein Beispiel an unserem Lehrer. Sensei legte in dieser Einheit unter anderem viel Wert darauf, dass bei der Ausführung der Technik weder Nage noch Uke sich eine Blöße geben und die Effektivität der Technik nicht von einer schlechten Bewegung geschmälert wird. Übungen, die etwas mehr Raum erforderten, wurden in dieser Einheit in zwei Gruppen nacheinander geübt. Nach dieser Einheit fragte ich Karsten noch nach einer Verbesserung meines Ukemi und Karsten fand sich wie selbstverständlich dazu bereit mir weiterzuhelfen – danke Karsten für Deine Hilfe. Die Mittagspause verwendete ich diesmal nicht nur für meinen obligatorischen Spaziergang sondern auch für ein dringend benötigtes Schläfchen. Um so frischer konnte ich dann in die zweite Einheit starten und ich gestehe, dass ich am Ende dieser zweiten Einheit am Donnerstag recht erschöpft war, während andere den Eindruck erweckten einen eventuellen Tiefpunkt längst überwunden zu haben. Am Abend jedoch wehte mir in der Gaststube ein leichter Hauch der Düfte verschiedenster Salben entgegen, und ich wusste, dass ich nicht der Einzige war, der jetzt vielleicht ein wenig nachließ.
Freitag 06:45 Uhr
An diesem Morgen fühlte ich mich frisch und munter, bereit für den Tag. Die Betreiber des Sportzentrums hatten sich auch an die neuen Gesichter derer, die zum ersten Mal auf dem Herzogenhorn waren, gewöhnt, was beim Frühstücksbuffett zum morgendlichen Plausch einlud.
Die Trainingseinheit am Vormittag verlangte mir vor allem geistig einiges ab und ich war dankbar dafür, als Waka Sensei es in der letzten halben Stunde etwas ruhiger angehen ließ. Bodenhebel können allerdings auch recht interessant werden, je nachdem, mit wem man übt.
Selbst die einfachsten Bewegungen verlangten „höchste Konzentration“ von mir, wobei ich das Glück hatte, mit hoch graduierten Lehrern trainieren, zu dürfen die mit engelsgleicher Geduld meine unzureichenden Bemühungen verbesserten. Nach diesem Training wurde mir erst bewusst, dass die Woche schon fast rum war. Dies stimmte mich etwas traurig.
Meine gewohnte Kraftbrühe zur Mittagspause und meinen kleinen Spaziergang genoss ich dafür um so mehr. Die letzte Trainingseinheit dieses Lehrganges flog nur so an mir vorbei. Als das Training dann endete, überreichten die Organisatoren Sensei und Waka Sensei ein Geschenk als Dank und luden alle zu einer kleinen Abschiedsfeier am Abend ein. Anschließend wurden Graduierungen ausgesprochen. Etliche Aikidoka wurden von Sensei graduiert. Zum Beispiel bekam Steff den 3. und Sascha den 2. Dan. Zu meiner großen Überraschung wurde auch ich graduiert. (Anmerkung von Björn: Auch zum 2. Dan!) Ich muss wohl ziemlich perplex ausgesehen haben.
Nach dem Abendessen ging es dann zum letzten Mal auf das Herzogenhorn. Verschiedene Grüppchen der Lehrgangsteilnehmer pilgerten zum Gipfelkreuz und es ergaben sich noch einige Gelegenheiten für gemeinsame Gruppenfotos. Die Abschiedsparty am Abend verlief in fröhlicher Atmosphäre bei Ebbelwoi und verschiedenen von den Lehrgangsteinehmern mitgebrachten landestypischen Spezialitäten. Außerdem gab es noch etwas zu feiern! Um 24.00 Uhr hatte Robert Geburtstag! So verwundert es nicht, dass es doch recht spät wurde.
Am nächsten Morgen gab es das letzte gemeinsame Frühstück und nach zahlreichen Verabschiedungen sammelten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf den Rückweg. Die Fahrt verlief denkbar angenehm und gegen Abend erreichten wir dann Harburg, wo uns in der Haakestraße von der Harburger Aikidogruppe ein toller Empfang geboten wurde, auch und natürlich insbesondere für das Geburtstagskind Robert. Und so feierten wir noch bis in die späten Abendstunden, bevor wir uns langsam zerstreuten.
Abschließend bleibt zu sagen, dass in der zweiten Woche viele dabei waren, die so wie ich zum ersten Mal an diesem Lehrgang teilnahmen, was für mich sehr angenehm war. Gemeinsam Neues zu entdecken macht eben auch Spaß. In nur einer Woche hatte ich die Gelegenheit neue Bekanntschaften zu schließen und bestehende zu vertiefen, gemeinsam mit anderen Aikidoka zu lernen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln und an der Entwicklung anderer teilnehmen zu dürfen. Daher gilt mein Dank nicht nur Sensei und seiner Familie und den Organisatoren dieses Lehrganges sondern auch allen, die mit mir trainiert und mir geholfen haben besser zu werden, sei es durch direkte Kritik oder ihr persönliches Beispiel.
Insbesondere möchte ich mich bei allen bedanken, die uns bei unserer Rückkehr diesen großartigen Empfang bescherten – Ihr seid klasse!
Peter Schrader