Bevor es auf Reisen geht, muss zunächst alles kontrolliert und einiges neu gekauft oder ergänzt werden, so war es auch in diesem Jahr: Vor dem Beginn des diesjährigen Seminars versorgten wir uns vor allem ordentlich mit Trinkwasser, denn die Wettervorhersage prognostizierte Temperaturen von über 30°C für die Woche des Lehrgangs.
An dieser Stelle eine kurze Bemerkung zum Wetter:
Auf dem Herzogenhorn, in 1.415,2m Höhe, sind die Temperaturen normalerweise nicht so hoch, wie zum Beispiel im nahegelegenen Freiburg – die Stadt im Breisgau gehört mit einer mittleren Durchschnittstemperatur von 11,4 °C zu den wärmsten Städten Deutschlands – aber ab einer gewissen Kombination von Hitze und Luftfeuchtigkeit wird das ohnehin intensive Training wirklich hart…
Wir hatten am Vorabend unserer Reise gerade alles gepackt, da traf auch schon Jörg aus Wilhelmshaven bei uns ein, der uns auf den Lehrgang begleiten wollte. Gemeinsam stimmten wir uns mit etwas Sushi auf die kommende Woche ein, dann ging es auch schon schnell ins Bett.
Nach einem frühen Wecker, einer schnellen Dusche und einem aufweckenden frisch gemahlenen Kaffee ging es am Sonntag Morgen um 7:30 Uhr auf die lange Reise gen Süden. In der Regel brauchen wir aufgrund der unterschiedlichen Verkehrslagen ungefähr 8 bis 9 Stunden für die 797 km lange Strecke, mit Pausen entsprechend etwas mehr. Wir legten den ersten Stop nach knapp 400 km ein, kamen sehr gut durch (8,5 Stunden Fahrt) und erreichten das Bundesleistungszentrum Herzogenhorn um 16 Uhr. Die erstaunlich kurze Reisedauer war ein toller Auftakt für eine gute Woche.
Damit blieb uns Dreien genug Zeit unsere Pässe dem Orga-Team zu geben, uns zu registrieren und herauszufinden, wo wir untergebracht sind. In diesem Jahr verschlug es Björn und mich tief in den Keller. Was wir anfangs als ernüchternd weit weg einstuften, sollte sich später noch als (trotz der Mücken) klimatisch ausgezeichnetes Zimmer herausstellen – in der Woche wurde es Tag für Tag heißer!
Mit jeder Minute, die verging, trafen immer mehr bekannte Gesichter ein. Ein erfreuliches Wiedersehen vieler Freundinnen und Freunde. Das Beziehen der Zimmer und die vielen Gespräche vor dem Abendessen ließen die Zeit nur so galoppieren.
Das Abendessen wartete mit vielen Überraschungen auf. Nicht nur, dass es einen neuen Koch mit vielen Ideen und Lust an der Arbeit gibt, auch der Getränkelieferant hat sich geändert. Der erste positive Eindruck der neuen Gerichte und der Art, wie gekocht wurde, sollte den Gaumen in den nächsten Tagen fast täglich durch ein neues Highlight verzücken.
Während des traditionellen ersten Gangs auf das Herzogenhorn – gemeint ist hier ein Fußmarsch von ungefähr 2,5km auf den Berg selber – hatten wir genügend Zeit, um uns über Themen wie Aikido, Arbeit, Kochen oder ganz anderen Dingen auszutauschen. Oben angekommen ergab sich ein seltener Blick in Richtung Alpen: Das Alpenpanorama war so klar sichtbar, wie es nur sehr selten ist. Auf dem Berg gibt es eine Tafel, auf der man erkennen kann, welcher Teil der Alpen sich wo befindet; so war es ein leichtes, alle Elemente der Gebirgskette zu bestimmen.
Wer aufmerksam die letzten Herzogenhorn-Berichte gelesen hat, dem mag aufgefallen sein, dass das Gipfelkreuz nicht mehr ganz intakt war und die Spitze des Berges leicht verwahrlost wirkte. Neben neuen Sitzmöglichkeiten fanden wir auf diesem nicht nur ein intaktes Gipfelkreuz vor, auch die Box, in welcher das Heft zum Verewigen der vielen Besucher liegt, war in einem guten Zustand. Hoffen wir mal, dass wir dieses auch in den nächsten Jahren so vorfinden.
Mit dem ersten Training am Montag startete eine, wie sich später herausstellen sollte, sehr intensive Trainingswoche. Auf der Matte zeigten sich Vater und Sohn (Kenji Shimizu & Kenta Shimizu) als perfektes Team, um uns beide Elemente des Aikido zu verdeutlichen: die Technik und die Geschichte. Nicht nur die Vergangenheit sondern auch die Gegenwart wurde durch ein augenscheinlich sehr gutes und abwechslungsreiches Zusammenspiel von Beiden verdeutlicht. Was mich persönlich immer sehr beeindruckt, ist das hohe Maß an Disziplin in unserem Aikido und der starke Wille der Trainingspartner durchzuhalten, um Neues mitzunehmen und alte Fehler, so gut es eben für jeden möglich ist, auszumerzen. Das ist ein schwieriges Unterfangen, und jeder kennt das aus dem Alltag im Dojo zuhause. Zum Anfang der Woche bekommt man etwas gesagt, vielleicht nur eine Kleinigkeit, und wenn man es überhaupt beim Training beherzigt, so hat man diese Verbesserung spätestens zum Ende der Woche oft wieder vergessen.
Die meisten Techniken wurden durch Kenta Shimizu mit wechselnden Partnern gezeigt, so wurden viele der höher Graduierten nach vorne geholt, und man konnte sich immer wieder daran begeistern, wie gut sich Kenta Shimizu den, zum Teil sehr unterschiedlichen, Partnern anpassen kann.
Nach einem leckeren Abendessen, natürlich mit anschließendem Verdauungsspaziergang aufs Horn, gingen die Gespräche des Abends zwar auch über die gezeigten Techniken, in diesem Jahr gab es aber auch noch ein wichtiges Thema: das Wetter. Prognosen wurden verglichen, Apps bewertet und dann aus allem eigene Schlüsse gezogen; eins war klar, die Kräfte für die Woche mussten gut eingeteilt werden.
Der Dienstag Morgen startete früh. Der Wecker ging bereits um 5:45 Uhr, und nachdem ich die Dogi aus dem Trockenraum geholt hatte – übrigens ist dieser Raum ein absoluter Traum, mit zwei Dogi im Wechsel bewältigt man eine ganze Woche mit trockener Trainingskleidung – ging es nach einer sehr kurzen Dusche frisch und (zumindest bei mir) munter auf die Matte. Die Trainingseinheit startete um 6:30 Uhr und wer jetzt noch nicht wach war, der wurde es zumindest nach den ersten zügigeren Bewegungen sehr schnell.
Neben dem guten Start in den Tag, den so ein Frühtraining durchaus ermöglicht, hatte diese frühe Einheit noch einen positiven Nebeneffekt: Zum Frühstück kamen alle ziemlich zeitgleich zusammen, und so konnte man nach der ersten Initialzündung durch das Training den Tag durch ein reichhaltiges Frühstück gemeinsam einleiten.
Für diese besondere Art der Gemeinschaft bzw. des Zusammenlebens gibt es einen japanischen Namen: Gasshuku (jap. 合宿, wörtlich: „gemeinsame Unterkunft“). Dieser Begriff bedeutet aber viel mehr als nur zusammen in einer Unterkunft zu sein, dahinter verbirgt sich das besondere Zusammenspiel zwischen gemeinsamem Training, gemeinsamem Essen und natürlich auch dem gemeinsamem Beisammensein. Es ist die Möglichkeit Aikido nicht nur auf der Matte zu trainieren, sondern es nach dem Training im Dojo in allen Bereichen zu leben.
Die Vormittagseinheit ließ uns schon ein wenig von dem spüren, was die kommenden Tage vor uns lag, in der zunehmend stickigeren Luft in der Halle musste man versuchen, so viel Konzentration wie nur möglich aufzubringen und natürlich mit den Kräften hauszuhalten. Geprägt wurde diese Einheit von einigen großen Techniken, die uns nicht nur in Bewegung, sondern auch ins Schwitzen brachten. Für mich überraschend: Ich durfte während der Vormittagseinheit das erste Mal nach vorne zu Kenta und mit ihm vormachen, auch wenn mir die genaue Technik (schieben wir das mal aufs Wetter) gerade nicht mehr einfallen mochte. Im Laufe des Trainings zeigten sich vereinzelt ein paar erste Ausfälle in den Reihen der Trainierenden, aber in Anbetracht der sehr unterschiedlichen Konstitution der Teilnehmer war dies in meinen Augen noch alles absolut im grünen Bereich.
Kenta und auch Shimizu Sensei erwähnten immer wieder, dass wir durch genug „Fahrtwind“ beim Training dafür sorgen können, dass uns nicht zu heiß wird. Anfangs dachte ich noch etwas zwiegespalten über diese Aussage, aber sie sollte sich in der Tat als wohlgemeinter und guter Ratschlag herausstellen. Bei den Techniken, für die wir in zwei Gruppen übten, merkte man oft, dass das Hinsetzen dafür sorgte, dass der Dogi wie ein nasses warmes Handtuch um einen rum hing, während man selber an etwas wie ein Eis dachte bzw. eher phantasierte.
Die Pause zwischen Vormittagstraining und Abendtraining wurde wie immer komplett unterschiedlich genutzt. Während die einen ihre Blessuren versorgten, nutzen andere sie für ein kleines Mittag in netter Runde (zum Beispiel mit einer ausgezeichneten Tomatensuppe, einem leckeren Hefeweizen oder anderen Kombinationen) oder einfach nur, um sich zum Regenerieren aufs Bett zu packen. An dieser Stelle verweise ich auf das zu Beginn des Berichts erwähnte abgelegene Zimmer. Auch, wenn wir „im Keller“ wohnten, hatten wir somit das kühlste Zimmer, und in Kombination mit viel Mineralwasser war dies ein absoluter Glücksfall. Man sollte sich also nie durch den ersten Eindruck betrübt zeigen, später kann sich manches durchaus als Glücksfall herausstellen.
Der Mittwoch startete wieder mit einem leckeren Frühstück. In vergangenen Jahren hätte ich das Wort „lecker“ sicher nicht in einem Satz mit dem Essen auf dem Herzogenhorn genutzt, aber das neue Küchenteam schaffte es jeden Tag uns positiv zu überraschen. Der Mittwoch stellt mit seiner Vormittags-Einheit das Bergfest des Lehrgangs dar, und viele zeigten sich nach dem Training erleichtert, die Hälfte einer intensiven Woche überstanden zu haben. Bei anderen (so auch bei mir) zeigt sich an dieser Stelle immer ein wenig Wehmut, verging die Woche doch wiedermal viel schneller als gedacht. Vielleicht ist es die Freude, die mir die Trainingsteilnahme am Herzogenhorn-Lehrgang bereitet, die dafür sorgt, dass die Zeit so schnell verrinnt. Wie auch immer, fühlt man sich nach der Hälfte der Zeit noch so gut, kann man den Rest der Woche in der Regel auch sehr gut bewältigen.
Shimizu Sensei sprach im Laufe des Trainings davon, dass die Hälfte des Lehrgangs vorüber sei und ermahnte im gleichen Atemzug dazu, weiter so engagiert und umsichtig wie bisher zu trainieren. Ein guter Rat, den man nach Möglichkeit auch aufs Training daheim anwenden sollte.
Am Mittwoch Nachmittag gibt es kein Training und so stellen sich viele Lehrgangsteilnehmer die Frage: Wo geht es hin? Nein, nicht im Bezug aufs Aikido, sondern örtlich; der Möglichkeiten gibt es viele. Die einen möchten zum Titisee, andere lieber vor Ort bleiben, viele wollen nach Freiburg und uns zieht es in den vergangenen Jahren immer wieder zur Krunkelbachhütte – eine Tradition, die von vielen gepflegt wird.
Im vergangenen Jahr, als wir Harburger & Hamburger den Herzogenhorn-Lehrgang ausrichten durften, hatten wir mehr mit der Organisation zu tun, als dass wir Zeit für Ausflüge mit unseren Aikido-Freunden gefunden hätten – in diesem Jahr half uns ein kurzer Blick aufs Thermometer bei der Entscheidungsfindung. Im Schatten des Eingangsbereiches zeigte das Quecksilber bereit 36°C und die Luft war unglaublich drückend. Daher verzichteten wir auf die Fahrt nach Freiburg (dort waren weit über 40°C angekündigt) und die Wanderung zur Krunkelbachhütte und fuhren, gemeinsam mit Jörg zu den Todtnauer Wasserfällen. Die kühle Fahrt im klimatisierten Auto war super, aber schon beim Aussteigen merkten wir, dass es trotz des Waldes noch heißer als auf dem Herzogenhorn war. Wir versuchten auf dem Wanderweg von Schatten zu Schatten zu laufen, aber erst an den Wasserfällen selbst war es schön und etwas kühler. Lange blieben wir aber nicht, denn die Vorfreude auf die Klimaanlage im Auto war zu groß. Bei brüllender Hitze fuhren wir gen Todtnau und dort trafen wir auf unsere dänischen Freunde. Beim gemeinsamen Eis-Essen bei knapp 37°C im Schatten wurde klar, dies wird ein kurzer Ausflug. Schnell noch die Getränkereserven aufgefüllt – normalerweise reicht ein Sixpack Wasser (6x 1,5 l) für eine Woche – doch dieses Mal waren schon fast alle Flaschen leer…
Zurück auf dem Horn folgte nach dem Abendessen der geselligere Teil des Tages. Diejenigen, welche Freiburg einen Besuch abgestattet hatten, berichteten von 42°C – gut, dass wir nicht dort gewesen sind.
Der Donnerstag ähnelt im Tagesablauf dem Dienstag: Frühtraining, Frühstück, Vormittagstraining, Pause über Mittag, Nachmittagstraining, Abendessen und Feierabend…
Klingt nach Routine, ist es aber nicht – man muss jeden Tag neu beginnen und leben! Sicher gibt es Trainingsteilnehmer, die sich aufs Trainingsende freuen, ihm gar entgegen fiebern, es gibt auch diejenigen, die nach dem Training sehr schnell aus dem Dojo verschwunden sind, aber es gibt auch unermüdliche, die nach Möglichkeit noch ein wenig Input der höher Graduierten mitnehmen möchten.
Letzteres ist bei mir der Fall, und auch wenn man hier immer wieder feststellt, dass das Problem weniger am Körper als eher zwischen den Ohren liegt, so darf man den Ehrgeiz doch nie verlieren. Die Frage ist doch: Warum tut man es sich an, für viel Geld in den Schwarzwald zu fahren, dort eine Woche hart zu trainieren, zu schwitzen, sich vielleicht sogar sagen zu lassen, dass die eigene Technik nicht stimmt, wenn man daraus nicht lernen will? Auch wenn das Gegenüber sicherlich nicht allwissend ist, so kann man durchs Probieren doch versuchen, seine Fehler auszumerzen beziehungsweise sie zumindest zu reduzieren. In den meisten Fällen hilft es sehr, wenn man zumindest versucht das zu machen, was vorne gezeigt wurde, und nicht das, was im Kopf aus vergangenen Jahren als vermeintlich richtig hängen geblieben ist.
Am Vormittag durfte ich wieder nach vorne zu Kenta. Während seines Vorführens mit mir kam Shimizu Sensei dazu und untermalte die gerade gezeigte Technik durch eine Geschichte aus seiner Zeit als Schüler bei O’Sensei. Was macht man in dieser Situation? Man kann ja nicht einfach auf der Matte rum stehen.
Wie in vielen anderen Bereichen des Aikido hilft auch hier die japanische Etikette: Ich begab mich ein wenig zur Seite, setzte mich in den traditionellen Kniesitz (Seiza) und folgte dabei den Beiden mit meiner vollen Aufmerksamkeit.
Für viele mag dies zu viel des Drumherum sein, aber wenn sich jeder auch im täglichen Leben ähnlich respektvoll verhalten würde, wäre der Umgang in unserem Land ein anderer.
Am Donnerstag musste Therese aus Dänemark leider arbeitsbedingt abreisen, alle verabschiedeten sie herzlich und wünschten ihr eine gute Fahrt in den hohen Norden. Die Dänen haben die längste Anreise, da können wir mit unseren 800 km nicht mithalten – was für ein Einsatz.
Erfreulich war, dass die Temperatur an diesem Tag ein wenig zurück ging, das machte nicht nur das Training angenehmer, es waren auch wieder mehr Leute in der Sauna. Auch ich hatte am Dienstag den traditionellen Sauna-Tag ausfallen lassen, aber nun überzeugten mich die üblichen Saunagänger doch wieder mit zu kommen.. Nach drei Saunagängen, der jeweiligen Abkühlung unter der eiskalten Dusche sowie im Schwimmbad mit mehreren Bahnen fühlte ich mich doch schon sehr erfrischt. Umgezogen gesellte ich mich dann direkt zu den bunt gemischten Gesprächsgruppen und beschloss den Spaziergang auf den Berg ausfallen zu lassen.
Der Freitag, und damit der letzte Trainingstag dieses sehr harmonischen Lehrgangs, kam dann doch schneller als erwartet. Über die ganzen Tage hatten die gute Stimmung und vor allem die Menge an Input aus allen Richtungen dafür gesorgt, dass die Zeit wieder einmal viel zu schnell vorbei ging.
Nach dem Frühstück ging es in die vorletzte Trainingseinheit. Wir wurden von Shimizu Sensei daran erinnert, während der kommenden letzten Trainingseinheiten weiterhin engagiert und konzentriert dabei zu bleiben, und nicht zu schwächeln. Wobei sich schwächeln nicht auf die körperliche Erschöpfung bezog, sondern auf das Nachlassen im Kopf.
In der Pause nach der Vormittagseinheit wurde noch einmal Kraft getankt, dann ging es in das Nachmittagstraining, die zehnte und letzte Trainingseinheit der Woche. Diese letzten 90 Minuten werden von den Teilnehmern ganz unterschiedlich wahrgenommen – die einen freuen sich, eine Woche intensiven Trainings gut überstanden zu haben, andere fiebern einer eventuellen Graduierung entgegen.
Vielleicht mag bei dem Einen oder der Anderen die Erwartungshaltung da sein, nach vielen Jahren Trainings graduiert zu werden, bei anderen schwingt auch mit: „Ich bin schon so lange dabei, jetzt wird es doch mal Zeit…“ Das Besondere an unserem Aikido ist, dass die Graduierungen nicht durch eine Prüfung erworben, sondern verliehen werden. Während die verschiedenen Trainer in den unterschiedlichen Dojos nur die Kyu-Grade (Schülergrade) vergeben, werden die Dan-Grade nur durch Shimizu Sensei auf einem der größeren Lehrgänge verliehen. Nun mag man denken, dies wäre doch sehr willkürlich, aber dem ist nicht so: Alle höher graduierten Lehrer können ihre Schüler für Graduierungen zum 1. oder 2. Dan vorschlagen, nur die letzte Entscheidung liegt bei Shimizu Sensei. Dies sorgt vor allem dafür, dass es bei den Graduierungen nicht allein um die Technik geht, es geht vor allem um die Geisteshaltung. So kann es sein, dass jemand, der die Graduierung als „überfällig“ ansieht, nicht graduiert wird, während ein anderer komplett durch eine überrascht wird. Aber auch eine Entäuschung sollte einen nicht bremsen – es heißt am Ball zu bleiben und durchzuhalten!
Nach dem Dank des Orga-Teams an Shimizu Sensei, Waka Sensei und Birgit Lauenstein, ohne deren Übersetzung der Lehrgang so nicht hätte stattfinden können, kamen einige Graduierungen, das obligatorische Gruppenbild und dann die Vorbereitung für die traditionellen Abschieds-Party. Abends erwartete uns auch hier – die kulinarische Neuausrichtung hatte ich ja bereits erwähnt – ein weiteres Highlight: Es gab ein großes Abendbuffet auf der Veranda. Das Bierfass (passend bei einem bayrischen Orga-Team) wurde angestochen und dann ging die Party bei bester Laune bis spät in die Nacht. Die Besonderheit in diesem Jahr war aber nicht nur das Bierfass, es gab einen Smoker, in dem die Köstlichkeiten des Abends zubereitet wurden. Neben verschiedenen Sorten Fleisch, Würstchen und Gemüse wurde auf dem Grill auch einiges an Fisch gegart, so dass jeder etwas Leckeres für sich finden konnte.
Wie in jedem Jahr hatten wir unsere Taschen schon vor der Feier gepackt, und auch schon einiges ins Auto geschafft.
So brauchten wir am Samstag nur noch unsere Betten abzuziehen und einen kleinen Teil zu verstauen, bevor wir uns nach einem ausgedehnten Frühstück von alten und neuen Freunden verabschieden mussten. Wenn jeder sich von jedem verabschieden will, dann verzögert sich die Abreise doch, aber auch das gehört zu einem Gasshuku dazu.
Eine zügige Rückfahrt ohne Stau sorgte dann dafür, dass wir rechtzeitig zu unserer traditionellen „Welcome Back Party“ kamen, die seit vielen Jahren von uns Harburger Aikidoka gefeiert wird und dieses Mal von Peter ausgerichtet wurde. Beim Erzählen der vielen, vielen Erlebnisse konnten wir diese intensive Woche noch ein weiteres Mal erleben, bevor es dann nach Hause und erschöpft ins Bett ging.
Über die ganze Woche war es für alle, die das Harburger Dojo (und damit unsere Aikido Abteilung) vertreten, sehr erfreulich zu sehen, dass unseren Trainer Björn bei so vielen Gelegenheiten vorne mit dabei war – auch das ist eine Wertschätzung.
Robert Patzwald