Ein Lehrgang mit einem hoch graduierten Lehrer ist ja immer etwas Besonderes. Der von unseren Freunden aus Kiel ausgeschriebene mit Robert Hundshammer um so mehr, da Robert weit aus dem Süden Deutschlands anreisen muss, wo man unter „Norddeutschland“ alles oberhalb der Kasseler Grenzlinie versteht.
Ich hatte Robert in diesem Jahr auf dem Herzogenhorn kennenlernen dürfen, so dass ich mich um so mehr auf diesen Lehrgang gefreut habe.
Den Weg nach Kiel, auf den ich mich in Begleitung Wilfrieds gemacht hatte, konnten wir dann für heutige Verhältnisse, trotz des unvermeidlichen Staus irgendwo, relativ zügig hinter uns bringen. Ich frage mich, ob zum Beispiel der Nachwuchs von Dorothea und Alexander es glaubt, wenn ihre Eltern erzählen, dass man in vergangenen Zeiten diese Strecke in ungefähr einer Stunde zurücklegen konnte, oder ob sie es für eine Sage oder ein Märchen halten werden.
Nach Ankunft, Anmeldung und herzlichen Begrüßungen durch die bereits Anwesenden konnte es dann mit dem Seminar los gehen.
Dem geneigten Leser, welcher Robert Hundshammer noch nicht kennen lernen durfte, könnte man wohl den Begriff „gestandenes bayerisches Mannsbild“ in den Raum stellen. Ich denke, Robert würde dieser Definition zustimmen, wobei ich ihn mitnichten als Grantler wie den „Münchner im Himmel“ kenne und erlebt habe.
Nachdem wir der freundlichen Aufforderung zum Aufwärmen vor dem Angrüßen nachgekommen waren, ging es dann mit dem Samstagstraining los.
„Was haben wir denn jetzt gemacht?“ Diese Frage wurde von Robert immer wieder gestellt. Ja, was denn nun? Grundsätzliche Bewegungen wie Tai Sabaki, Aufnahmen und Hebel? Wie zeige ich meinem Partner eindeutig, wie er angreifen soll, und wie erkenne ich im umgekehrten Fall, was von mir erwartet wird? Klingt einfach, ist es aber nicht, wie von allen festgestellt wurde.
Oder ging es vielleicht auch um das Verständnis, dass alle diese Dinge zusammen gehören, zusätzlich für diejenigen, die andere trainieren, als Tipps zum Aufbau und zur Anleitung?
Unsere Gruppe war, wie oft auf offenen Seminaren, gemischt: verschiedene Graduierungen, alt und jung bis ziemlich jung. Aber jeder wurde angesprochen und jedem wurde etwas vermittelt, was weiter hilft und motiviert.
Und dann wieder :“Was haben wir denn jetzt gemacht?“ Ich denke auch, eine Aufforderung an uns alle wach und aufmerksam zu bleiben. Was aber nicht schwer fiel.
Als unglaublich angenehm habe ich empfunden, dass von Robert sehr darauf geachtet wurde, dass genug Platz für etwas raumgreifendere Techniken vorhanden war.
Beim Kaiten Nage wurde in Gruppen geübt, so dass man viel Platz zum Nächsten hatte, und man sich ohne Angst vor Kollisionen auf die Technik konzentrieren konnte.
So verging der Samstag Nachmittag wie im Fluge, und die dreieinhalb Stunden waren auf einmal vorbei.
Nach einem gemeinsamen Besuch in einem chinesischem Restaurant mit sehr leckerem Essen und vielen netten Gesprächen ging es dann zu unserer Schlafstatt, Anna und Helge hatten uns freundlicherweise Unterkunft angeboten.
Nach einem leckeren Frühstück ging es dann wieder ins Dojo. In dem Bewusstsein, früh aufgestanden zu sein, waren Wilfried und ich sicher, zeitig am Dojo zu sein, wurden aber bereits auf dem Parkplatz freundlich von Robert begrüßt, der ein echter Frühaufsteher zu sein scheint.
Dementsprechend wieder geerdet, versammelten wir uns auf der Matte, wo ein gemeinsames Aufwärmen und Übungen mit dem Jo angekündigt waren.
Die Frage, die jetzt gestellt wurde, war nicht „Was haben wir gemacht?“ sondern in etwa „Warum machen wir das?“. Es wurde wiederholt erklärt, dass das Training mit Waffen, in unserem Fall dem Jo, nicht dazu dienen soll, den Jo perfekt zu beherrschen, sondern vielmehr einen Weg darstellen soll, die Bewegungen im Aikido zu verstehen und zu erlernen. „Verliebt euch nicht in den Stock, das schadet letztendlich eurem Aikido!“ wurden wir ermahnt, unsere Aufmerksamkeit auf das Wichtige zu konzentrieren.
An ein Aikido Seminar ohne Übungen im Shiho Nage kann ich mich nicht wirklich erinnern, und auch an diesem Sonntag wurde diese so grundlegende, aber in ihrer vermeintlichen Einfachheit doch so schwierige Technik geübt.
Nach Abschluss des Seminars gab es noch zwei Graduierungen für Natalie und Anna durch Peter Nieblich, der sich danach auch noch an Seminarteilnehmer mit warmen aber ernsthaften Worten wandte.
Nach dem gemeinsamen Aufräumen, Duschen und Umziehen ging es dann an die Verabschiedungen und auf den Weg nach Hause.
Es hat Spaß gemacht. Es war lehrreich. Eine tolle Seminargruppe mit Teilnehmern aus Dänemark bis aus dem Ruhrpott, einem Lehrer, der extra für uns aus dem tiefen Süden gekommen war und, meiner Meinung nach, mit seiner unglaublich kompetenten, warmen und auch humorvollen Art alle Teilnehmer begeisterte und einem liebevoll vorbereitetem Dojo – ein wirklich sehr schönes Wochenendseminar.
An dieser Stelle nochmals der Dank an Anna, Helge und Sascha, stellvertretend für alle Kieler Aikidoka, die ihre Zeit und Arbeit für dieses Seminar investiert haben. Es hat sich wirklich gelohnt!
Abschließend der besondere Dank an Robert Hundshammer dafür, dass er nicht müde wird, sein Wissen und seine Erfahrung mit uns zu teilen!
Andreas Behnke