In jedem Jahr haben wir nach unserem traditionellen Trainingswochenende an der Ostsee einen Artikel für die Vereinszeitung und unsere Website (www.Tendoryu-Aikido-Harburg.de) veröffentlicht. Meistens gelang es uns, einen Autoren zu finden, der lange nichts geschrieben hat oder das erste mal dabei war. In diesem Jahr haben wir uns etwas anderes ausgedacht: Anstelle eines langen Berichts haben wir verschiedene Leute gefragt, ob sie nicht ihre Eindrücke niederschreiben wollen – so gibt es einen bunten Artikel von vielen Autoren.
I. Bericht von Anna
Es war bereits mein drittes Jahr Schönhagen, an dem ich teilnahm. Ich wusste also, worauf ich mich freuen durfte. Auf das gemeinsame Training, neue Erkenntnisse und darauf, abends mit bekannten und neuen Gesichtern beisammen zu sitzen und sich über Diverses auszutauschen.
Nach der Arbeit war ich mit Helge gemeinsam am Freitag angereist. Die fleißige Truppe war bereits fertig damit, das Dojo herzurichten, also folgten direkt die Begrüßung, das gemeinsame Abendessen und danach die erste Trainings-Einheit.
Der Schwerpunkt der Stunde war es, durch die Führung der Hand den Partner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Es sollte sich herausstellen, dass das was vorne so einfach aussah, doch knifflig sein konnte. Im Fluge war das erste Training vorüber; manch einer ließ es noch einmal Revue passieren, bis sich schließlich alle im Aufenthaltsraum einfanden.Dort gab es etwas zu feiern. Wir haben gemeinsam auf den Geburtstag von Carsten und Niels angestoßen und läuteten so den Abend ein.
Bei verschiedensten Kuchen und Getränken saßen wir in der gewohnt ausgelassenen Stimmung beisammen. Da am Samstagmorgen eine Früheinheit gewünscht wurde, dauerte es nicht allzu lange, bis sich die Gruppe auflöste und zu Bett ging.
Pünktlich wurden wir vom Wecker quakend geweckt. Verschlafen trotteten alle ins Dojo. Jedoch wurde die Müdigkeit durch das Training vertrieben, bis wir uns im Anschluss beim Frühstück wiederfanden. Bevor das zweite Training des Tages begann, trafen dann noch einige weitere Kieler ein. Die zweite Einheit des Tages war in zwei Hälften aufgeteilt, wobei in der ersten Hälfte die Übungen vom Vorabend von Björn wieder aufgegriffen und fortgeführt wurden. Durch ein deutliches Feedback meiner Übungspartner hatte ich die Chance, das Gefühl für die Techniken zu bekommen. Die zweite Hälfte wurde von Jörg angeleitet und war insbesondere eine Herausforderung für die Koordination. Uns wurde Schritt für Schritt eine Jo Kata vermittelt (anm. d. Red.: eine festgelegte Abfolge von Bewegungen mit dem Stock), was eine kniffelige Aufgabe für all diejenigen darstellte, die sonst eher wenig mit dem Jo üben.
Die lange Mittagspause gab der Gruppe die Möglichkeit etwas Schlaf nach zu holen oder dem Strand einen Besuch abzustatten. Mit einer kleinen Gruppe saßen wir auf den von der Sonne aufgewärmten Steinen am Strand. Ich zog es vor, meine Füße ins kalte Wasser zu halten, während andere verrückt genug waren, eine Runde schwimmen zu gehen. Nach einer Kugel Eis gingen wir zurück, und die letzte Einheit des Tages fing an.
Der Schwerpunkt dieser Einheit lag auf dem Nikkyo. Zur Verdeutlichung übten wir die Bewegung mit dem Tanto. Das funktionierte gut, sodass wir die Übung erneut ohne Tanto fortführen sollten.
Meine Erkenntnis dieser Einheit: Ich verfalle schnell wieder in alte Muster zurück.
Schließlich gingen wir zum weniger schmerzhaften Teil des Tages über. Während sich alle nach dem Training duschten, war Sebastian schon dabei den Grill anzufeuern, bis wir uns alle bei der Feuerstelle einfanden. Gemeinsam aßen wir, bis sich der Großteil der Gruppe an das Lagerfeuer verlagerte, um sich aufzuwärmen oder – noch besser – um den Marshmallows ordentlich einzuheizen. Als der Grillmeister schließlich zur Ruhe kam, folgte direkt seine Umfunktionierung zum Barden. So spielte er uns amüsante und atmosphärische Musik auf seiner Laute. Doch auch dieser ausgelassene Abend sollte irgendwann enden. So gingen manche zu Bett und einige wenige fanden sich noch im Gemeinschaftsraum wieder, um Björn bei der Vorbereitung für das morgige Training beizuwohnen. Hier habe ich einen Einblick in die Kunst des Kräckerlegens erhalten. „I fly and fly im Kreis and cry zum Quadrat vor dat Hus.“ Daraus ließ sich also unser morgiges Programm lesen. Ich fürchtete mich ein wenig vor dem Koshi Nage auf dem Parkplatz… Doch es sollte anders kommen.
Am nächsten Morgen fanden wir uns nach dem Frühstück pünktlich zur letzten Einheit im Dojo wieder. Aus dem geplanten Trainingsprogramm sollte wohl nichts werden, somit durfte ich mein Genick also noch etwas länger behalten. Björn hat nun alles, was wir an diesem Wochenende geübt hatten, zum Tenshi Nage verschmelzen lassen. Erfreut, wie gut diese Technik nach den Tagen der Vorbereitung funktionierte, schlossen wir den Lehrgang mit dem Nikkyo mit zwei Angreifern ab.
Nach dem gemeinsamen Mattenabbau und dem Herrichten der Appartements ging es an die Verabschiedung. Das Wochenende war schnell vorüber.
An dieser Stelle spreche ich meinen Dank dem Harburger Organisationsteam aus, das uns diesen Lehrgang erneut ermöglicht hat. Mein Urlaub für nächstes Jahr Schönhagen wird entsprechend gebucht!
Anna Wagner (Akatuki, Kiel)
II. Bericht von Erik
Once again I have returned from a fantastic visit to my German Aikido family in Schönhagen.
Björn has asked me to write a few lines about what I find good or bad about the Schönhagen camp. I don’t have anything bad to say, but I would like to point out one thing that I find awesome. Nerd time.
The fact that there is time for training after the training is pretty awesome. The schedule leaves room to try out new things and learn from others after training. There is a lot of positive energy in the Dojo, also after the hakamas are folded. After a normal training people are often in a hurry to get home, but as we are not going anywhere in Schönhagen, there is time to discuss and try.
Of course I cannot write this without mentioning the camp fire. The grill and the fire are both traditions that define the yearly event.
Thank you for putting in the hours to arrange the Schönhagen camp every year. Aikido would not be the same without it.
Erik Klinge Cornelius (Vejle Aikido / DK)
III. Bericht von Stefan
Mit dem festen Vorsatz, zumindest einmal in Schönhagen in die Ostsee zu springen, fuhr ich von Mariensee in den Hamburger Feierabendverkehr, um Christian abzuholen und ein Wochenende zu beginnen, das irgendetwas mit Aikido zu tun haben würde.
Schönhagen ist ja allgemein bekannt als der Ort, an dem Gruppenübungsleiter ausgebildet werden. Dafür bietet er optimale Voraussetzungen, da kaum jemand da ist, der gruppenbildende Maßnahmen belächeln könnte. Außerdem gibt es viel Platz.
Auf der Matte sah die Sache ein bisschen anders aus, weshalb ich davon ausgehe, dass das Haupttrainingsziel Umsicht und Aufmerksamkeit gegenüber den Mittrainierenden war. Die Kür in diesem Zusammenhang war dann die Ausführung der Stock-Kata. Deren Auswirkungen auf einen Spaziergang mit meiner Freundin sind in einem anderen Erlebnisbericht niedergeschrieben.
Ich bin immer begeistert, wenn Gemeinsamkeiten von Techniken herausgestellt werden. An diesem Wochenende waren es die Handbewegungen zu Beginn der Übung, die in ihrer Richtung variierten und somit die Technik beeinflussten. Ein wiederkehrender Gedanke war also: „Haha! Ich habe meine Hand bewegt, und jetzt?“
Meistens wurde dann gemeinsam zu Mittag gegessen, was auch Spaß macht. Überhaupt hat mich das Miteinander sehr erfreut, zumal ich die meisten Teilnehmer bisher nur vielleicht dreimal gesehen hatte.
Fragen wie die obige sind nicht nur mir gekommen. In den Partnerübungen wurde deshalb öfters ausprobiert, wiederholt und diskutiert. Dazu fällt mir eine der letzten Fall-Übungen vor der Grillparty ein, die ich gerne irgendwann wiederholen würde, da sie mir trotz anschließender Diskussion nicht ganz klar geworden ist. Obwohl es eine Fall-Übung war, war es doch einfacher zu rollen.
Alle Fragen wurden aber von der einen Frage überlagert, die die Hosenlosigkeit bestimmter Zwerge betrifft. Vielleicht bietet Schönhagen 2020 eine befriedigende Antwort und mehr Zeit am Strand zu trocknen.
Stefan Christopher (Seishinkan, Hamburg)
IV. Bericht von Volker
Vom Freitag 10.05.2019 bis zum Sonntag 12.05.2019 fand zum 16. Mal der Schönhagener Aikido Lehrgang statt.
Von der Aikido Abteilung der Harburger Turnerschaft veranstaltet waren auch wir Kieler eingeladen. Michael hatte mich angesprochen, ob ich nicht auch Lust hätte mit zum Lehrgang zu kommen.
Also trafen wir am Samstag, bei bestem Wetter, um 9:00 Uhr zum Lehrgang in Schönhagen, einem schönen Ort an der Ostsee, ein.
Es war, nach dem Lehrgang mit Robert Hundshammer im Herbst 2018 in Kiel, mein zweiter Lehrgang überhaupt. Hier ist neben dem Training auch genug Zeit, an den Strand zu gehen und zusammen zu feiern oder Karten zu spielen. Fast alle übernachten in der im skandinavischen Stil erbauten Anlage. Stressige Heimfahrten nach einem netten Abend sind nicht nötig.
In dem hellen, mit viel Holz gestalteten Dojo, fühlt man sich gleich wohl. Ein sehr schöner Übungsraum. Das Training kommt aber nicht zu kurz, wie ich bald selbst erfahren konnte.
Geleitet von Björn hatten die Teilnehmer schon eine Trainingseinheit am Freitagabend und ein Frühtraining am Samstagmorgen hinter sich.
Ich wurde offen und freundlich empfangen und fühlte mich schnell angenommen. Im Lehrgang waren einige komplette Familien dabei, Teilnehmer vom Grundschüler bis zum Rentner. Diese familiäre Atmosphäre war auch während des Trainings zu spüren.
Zuerst hat sich jeder nach seinem eigenen Bedarf aufgewärmt und dann ging es los mit den Aikido Techniken. Eine schnelle Abfolge von Techniken und Partnerwechseln hat Körper und Geist gefordert. Die Zeit verlief sehr schnell, aber über die Pause danach war ich doch dankbar.
In der freien Zeit bis zum Nachmittagstraining gab es ein reichhaltiges Mittagessen. Danach sind wir bei Sonnenschein und kaltem Wind lange am Strand entlang gegangen. Den weiten Blick über die Ostsee habe ich genossen.
Im zweiten Teil des Nachmittagstrainings hat Jörg mit uns eine Jo-Kata geübt. Die Folge nachzuspielen erfordert eine hohe Konzentration. Anschließend hat Jörg eine komplexe Form in schneller und – für uns zum besseren Verständnis – auch in langsamer Geschwindigkeit vorgeführt. Respekt! Das erfordert sicher lange Übung.
Der Samstagabend war Grillabend. Es brannte ein großes Lagerfeuer, an dem wir uns an diesem trockenen aber doch recht kalten Abend wärmen konnten. Sebastian hat für uns gegrillt, danach auf seiner Gitarrenlaute gespielt und mit einigen anderen gesungen. Wir haben reichlich gegessen und ein paar Getränke (Cola und so) zu uns genommen. Was für ein schöner Abend.
Am Sonntag gab es noch eine Trainingseinheit. Das gesamte Training baute aufeinander auf, so dass gerade ich als Anfänger gemerkt habe, wie sehr mir die Trainingseinheiten am Freitagabend und das Samstag Frühtraining gefehlt haben. Das Vorführen der Übungen von Björn und seinen Übungspartnern sieht so elegant, einfach und flüssig aus und ist doch so schwer nachzumachen.
Am Ende des Lehrgangs wurde Anna zum 4. Kyu graduiert. Herzlichen Glückwunsch, Anna!
Nach dem Mittagessen (gut und reichlich wie die gesamte Versorgungslage) ging es nach einem erfüllten Lehrgang wieder nach Hause. Auch wenn vieles noch nicht klappt, habe ich gespürt, wie entspannt und zufrieden ich nach einem intensiven Training bin.
Vielen Dank an Björn und an die nette Gruppe.
Volker Pooch (Dörpsgill Rumohr e. V.)