Der erste Lehrgang mit Shimizu Sensei
Lehrgänge mit Shimizu Sensei werden von den erfahreneren Aikidoka immer als etwas Besonderes geschildert, und es wird immer empfohlen, auch einmal dort hinzugehen, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Da wir selbst noch keine zwei Jahre auf der Matte sind, bedeutete die Entscheidung, sich ein erstes Mal anzumelden, ein inneres Ringen mit der Ehrfurcht, der Neugier und der Frage, ob wir dem gewachsen sind – was mit diesen Erzählungen zusammenhängt. Mit einer Mischung aus Vorfreude und Verunsicherung – wie sie vielleicht allem Neuen innewohnt – haben wir uns dieser Herausforderung gestellt. Der Lehrgang war in vielerlei Hinsicht beeindruckend. Es war schön, mit so vielen anderen Aikidoka (ca. 80) verschiedenen Alters aus unterschiedlichen Nationen beim Training zu sein. Zugleich war es herausfordernd und anregend mit so vielen Menschen zu trainieren und zu lernen. Die Anwesenheit von bestimmt drei Generationen auf der Matte zeigt, Aikido ist eher eine Lebenshaltung ist als ein „Sport“ für eine bestimmte Altersgruppe. Der Samstag startete zunächst mit großer Anstrengung. Nach den ersten 20 Minuten aber hatten wir uns an die neue Trainingssituation gewöhnt. Danach verging die Zeit wie im Fluge mit hoher Konzentration. Abends freuten wir uns auf ein erneutes Training am Sonntag an dem wir mit der gleichen Freude und größerer Gelassenheit als am Samstag teilnehmen konnten. Herzlichen Dank an die Gruppe um Peter Nieblich für die gute Organisation.
Am meisten bewegte uns das Aikido wie es dort von Shimizu Sensei und seinem Sohn Kenta gezeigt wurde. Shimizu Sensei sprach viel von der Ki-Kraft, die im Zentrum des Menschen ruht, von jedem weiterentwickelt werden kann und auch körperlich stärkere Gegner überwinden hilft. Das war gut in der Ausführung der Techniken und in der Wirkung auf Kenta, seinem Trainingspartner, zu sehen. Was dort so leicht, natürlich und selbstverständlich ausgesehen hat, zeugt von einem Grad an Konzentration, technischem Können und verdichteter lebendiger Kraft, die nicht allein körperlich sein kann, sondern wohl nur durch einen inneren Prozess in dieser Intensität Gestalt annimmt. Shimizu Sensei versuchte uns die Verbindung des Tendoryu-Aikido zu den Lehren des Zen-Buddhismus zu erläutern. (Vielen Dank an Birgit Shimizu-Lauenstein für die Übersetzung.) Wir haben es als eine Konzentration ohne Anstrengung verstanden, ein Ziel zu erreichen, ohne dass es gewollt wird, ohne dass es mit Kraft erzwungen wird, sondern in einer natürlichen Bewegung gelingt. Vielleicht lässt es sich mit einem Tun ohne Wollen beschreiben. Wir können nicht sagen, wie das geht, wohl aber, dass wir es gesehen haben. Aufmunternd waren auch seine Worte, dass es viel Training braucht und Entwicklung mit einiger Anstrengung möglich ist. Wie gesagt, es war sehr beindruckend und wir hoffen, dass es uns irgendwann noch mal möglich sein wird, einen Lehrgang mit Shimizu Sensei zu besuchen. Wir wissen jetzt warum die anderen diese Lehrgänge als etwas Besonderes geschildert haben, wir werden es auch tun und wünschen allen so eine wertvolle Erfahrung.
Dorothea und Alexander