Der Herzogenhorn ist eine der höchsten Erhebungen des Hochschwarzwaldes, etwa 25 km südöstlich von Freiburg gelegen. Dort befindet sich unterhalb des Gipfels ein Bundesleistungszentrum, wo seit über 25 Jahren jeden Sommer im Juni/ Juli zwei jeweils einwöchige Aikido-Lehrgänge unter der Leitung von Sensei Kenji Shimizu, dem Begründer des Tendoryu Aikido, stattfinden.
In diesem Jahr folgten wir der Einladung hierzu mit immerhin drei Harburgern: Björn Ole Pfannkuche, Niels Kummerfeldt und ich.
Das Ambiente und der Flair eines einwöchigen Trainingslagers auf dem Horn sind doch etwas Besonderes, selbst wenn man bereits viele Wochenendlehrgänge mit Shimizu besucht hat und seine Art des Trainings kennt.
Eine Woche lang liegt die volle Konzentration allein auf dem Training, der Alltag kann weitestgehend ausgeblendet werden. Da dieser eine Lehrgang den Fortgeschrittenen vorbehalten ist, hat das Training ein hohes technisches Niveau und man wird permanent körperlich und geistig gefordert.
So war es denn auch in diesem Jahr bei mir wieder eine Mischung aus freudiger, gespannter Erwartung und leichter Besorgnis, als ich mich zum zweiten Mal für den Lehrgang anmeldete. Zum einen ist da die Herausforderung, zum anderen das Wissen um die bevorstehende Anstrengung.
Lange bevor ich das erste Mal dort war hatte ich bereits vom „Horn“ gehört – auch so manche Beschreibung der Erschöpfung, die sich nach kurzer Zeit einstellt…
Aber da ich dieses Mal wusste, was mich erwarten würde, überwog die Freude auf das intensive Training und das Zusammensein mit vielen alten Bekannten und neuen Leuten aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland.
Auch in diesem Jahr zeigte sich der Sommer auf dem Herzogenhorn wieder von seiner besten Seite. Während in Freiburg bereits Spitzenwerte von über 40°C erreicht wurden, blieb es auf dem Berg bei 25 Grad und kühler Bergluft dagegen sehr erträglich. So wurden die Trainingspausen von vielen zum Sonnen baden genutzt. Die idyllische Landschaft lädt zu Erkundungen ein. Klassiker sind Wanderungen zur Krunkelbachhütte oder Ausflüge nach Freiburg am trainingsfreien Mittwochnachmittag. (Aufgrund des erwähnten Temperaturunterschieds entschlossen wir uns zu ersterem). Spaziergänge zum Gipfel des Herzogenhorns mittags oder am Abend sind auch sehr beliebt und bei guter Sicht kann man sogar die Alpen sehen.
Die Abende verbrachten wir meist in großer geselliger Runde auf der Terrasse oder im Aufenthaltsraum. Es ergaben sich viele interessante Gespräche in entspannter und fröhlicher Stimmung.
Die Trainingseinheiten verliefen sehr harmonisch und diszipliniert und jeder Teilnehmer hatte Gelegenheit an seiner Technik zu feilen. Sensei beobachtete alles kritisch vom Mattenrand aus und griff hilfreich ein, wenn es ihm notwendig erschien. Zwischen den Übungen nahm sich Shimizu Sensei wie immer auch Zeit, uns ein wenig mehr über das Budo und die Hintergründe des Aikido zu erzählen und vergaß auch nicht, einige Anekdoten aus seiner Zeit als Schüler beim Begründer des Aikidos zum besten zu geben. Birgit Lauenstein übersetzte die Worte Senseis ins Deutsche.
Nachdem die erste Erschöpfungsphase zur Mitte der Woche überwunden war ging es voller Elan und hoch motiviert in jede Trainingseinheit.
Am Ende der Woche sprach Sensei dann noch einige Graduierungen aus. Aus Hamburger Sicht verlief dieser Programmpunkt sehr erfreulich: Eckhardt Hemkemeier, Leiter der Hamburger Sektion und des Dojos Seishinkan wurde zum 5. Dan graduiert.
Alles in allem war es wieder ein gelungener Lehrgang, von dem wohl jeder das ein oder andere für sich mitnehmen konnte. Ich nehme vor allem wieder neue Motivation mit ins tägliche Training, sowie das Wissen, dass es noch viel zu lernen gibt.
Inga Knickrehm