Am 1. Juni war es soweit : Ich durfte / sollte das erste Mal mit nach Schönhagen zum Lehrgang fahren. Ich kann mich noch daran erinnern, wie Peter nach nicht einmal einer Handvoll Trainingseinheiten im Januar zu mir meinte: “Mach’ dir keine Sorgen, bis Schönhagen bekommen wir dich schon auf ein entsprechendes Niveau”. Und er sollte Recht behalten.
So fuhr ich also am frühen Freitag Nachmittag mit Wilfried, der so nett war und mich mitnahm, nach Schönhagen – bei strahlendem Himmel, Hitze und zu erwartenden verstopften Straßen. Als wir endlich in Schönhagen ankamen, waren bereits Björn und Robert fleißig dabei, ihre Taschen aus dem Wagen zu holen. Wir schlossen uns an, bezogen unsere Zimmer und machten uns sogleich daran, unser “Dojo” herzurichten. Die Halle war zu putzen, Tatami (Matten) zu sortieren und platzieren, damit aus einer schlichten Turnhalle ein ansprechendes Dojo für das Wochenende werden konnte. Immer mehr Teilnehmer fanden sich ein, was die Anzahl an helfenden Händen stetig wachsen ließ, womit schlussendlich die Vorbereitungen rechtzeitig getroffen werden konnten und alle sich hungrig auf das gemeinsame Abendessen stürzen konnten.
Nach dem Essen ist vor dem Feiern. Aber bevor wir den Tag gemütlich ausklingen lassen konnten, war noch die erste Trainingseinheit auf der Matte zu bewältigen. Nach dem lockeren Aufwärmübungen ging es mit dem eigentlichen Training los. Björn begann das Wochenende mit ein paar einfachen Angriffen, welche man mittels Tai-Sabaki und ein paar zügigen Griffen effektiv in einen brauchbaren Wurf verwandeln konnte.
Im Anschluss wurde noch ein Anlass zum Feiern verkündet: Björn und Robert hatten sich zum “Upgrade mit gleichbleibender Hardware” durchgerungen, was für alle natürlich ein Grund zur Freude und auch ein Grund für das eine oder andere teils alkoholische Getränk war. (Anmerkung von Björn: Wir haben unsere Lebenspartnerschaft in eine Ehe umgewandelt.)
Der Samstag begann bereits recht früh, zum Leid vieler Teilnehmer. Schon 6:45 ließ uns Björn auf der Matte antanzen. Immerhin genehmigte er es, dass wir zur Morgenstunde auf den Hakama verzichten konnten. Vielen steckte noch der Schlaf und die teils kurze Nacht in den Knochen, was jedoch keinen davon abhielt, das lockere Training am Morgen mit ein paar Fallübungen zu absolvieren.
Munter und voll Tatendrang (oder doch eher Hunger?) ging es ans Frühstück, um sich für den Tag zu stärken. Denn eins war gewiss: An diesem Tag warteten noch 2 weitere Einheiten auf die Teilnehmer.
Helge aus Kiel hatte die Ehre, uns in der zweiten Einheit anzuleiten. Nach einem etwas ungewohnten, recht intensiven Aufwärmtraining ließ Helge uns unseren jeweiligen Partner ohne viel Mühe nur mittels Handkontakt aus dem Gleichgewicht bringen, um sich eine Gelegenheit zu verschaffen, unter dem Arm durchzuschlüpfen und den Uke in dessen Rücken fallen zu lassen. Als weitere Technik zeigte uns Helge, dass es nicht nur einfach sein kann, den Gegner zu Boden zu bringen, sondern man ihn mittels Hebel genauso gut zügig wieder auf die Beine bekommt, von wo aus man wieder einen neuen Hebel ansetzen kann. Was während der Vorführung noch kompliziert aussah, sollte sich in der Übung mit einem Partner aber bei richtiger Anwendung doch als erstaunlich wirkungsvoll herausstellen.
Um für die letzte Einheit des Tages Kräfte zu sammeln, hieß es die Pause sinnvoll zu nutzen. Und was gibt es Entspannenderes, als an die naheliegende Ostsee zu gehen und etwas die Sonne zu genießen. Ein paar mutige bewaffneten sich sogar mit Badehose oder Bikini, um die kühlen Fluten zu erobern. Andere hingegen, so wie ich, begnügten sich dann doch eher damit, die Füße etwas ins angenehm kühle Nass zu halten.
Bevor wir den Grill am Abend anheizen und zum gemütlichen Teil des Tages übergehen konnten, hieß es sich noch einmal aufzuraffen und in der dritten Trainingseinheit, Steffens Ukemi-Training, zu überstehen. Und so hieß es dann gemeinsam mit einem Partner immer wieder diverse Techniken mit Ukemi zu üben. Sei es für die Aufwärmung zuerst aus dem Stand oder später aus der fließenden Bewegung. Nach einer kurzen Pause nahm Björn sich noch einmal unser an und trainierte mit uns ein paar Varianten, den Partner in dessen Rücken fallen zu lassen – so zum Beispiel über einen Sankyo.
Noch bevor wir uns dann zum gemütlichen Teil des Abends begeben konnten, verließen uns leider schon die Sportsfreunde aus Kiel, da sie bereits die Heimreise antreten mussten. Dies sollte uns jedoch nicht daran hindern, den Abend gemütlich am Grill (leider ohne Lagerfeuer, aufgrund längerer Trockenperiode) ausklingen zu lassen. Hierbei war gerade das mitgebrachte Rindfleisch von Sebastian eine Wohltat! Als alle Mägen gefüllt, die ersten Gläser geleert und sämtliche Anwesenden zufrieden waren, zückten Sebastian und Andreas ihre Gitarren und verwöhnten die gesättigte Meute mit ein paar, nicht immer ganz jugendfreien, Liedern.
Nach einer weiteren Nacht in angenehmer Gesellschaft von Steff und den schnarchenden Robert und Björn ging es zum letzten Training des Lehrgangs. Björn zeigte uns zu guter Letzt ein paar Techniken und Hebel zum Abwehren von Schwerthieben. Sei es, die Gewalt über das Schwert zu erlangen und dem Gegenüber es zwischen die Beine zu drücken oder den Schwertgriff zu seinen Gunsten zu nutzen und damit einen Hebel beim Angreifer anzusetzen (Memo an mich selbst: Es ist durchaus unpraktisch, den eigene Daumen zwischen Schwertgriff und Handgelenk des anderen einzuklemmen!).
Mit dem Ende des letzten Trainings sollte auch das Ende des Lehrgangs nicht mehr auf sich warten lassen. So wurde sich vor allem bei Dorothea und Alexander, aber auch allen weiteren Helfern bedankt, die das Gelingen des Lehrgangs gewährleistet haben. Zusätzlich hatte Björn die Ehre, eine Graduierung auszusprechen. Hendrik, der als Jugendlicher allmählich zum Erwachsenentraining wechselte, verdiente sich durch seine Leistung den 3. Kyu! Und auch bei Björn wurde sich bedankt. Er als Abteilungsleiter und maßgeblicher Trainer der Gruppe wurde mit einer Schwimmhilfe bedacht, auf welcher alle Teilnehmer des Lehrgangs zuvor unterzeichnet hatten. Im Anschluss galt es, die Matten wieder abzubauen, die Zimmer zu verlassen und den Heimweg anzutreten. Die meisten sollte ich ja bereits einen Tag später im regulären Training in Harburg wiedersehen.
Zu guter Letzt möchte ich mich bei allen Teilnehmern für den gelungenen Lehrgang bedanken, bei dem gerade ich als Neuling wohl mit am meisten durch das Training mit den verschiedenen Teilnehmern lernen konnte. Durch die bunte Mischung von Teilnehmern aus Kiel, Wilhelmshaven, Dänemark und den Sportsfreunden aus Harburg konnten wir alle gemeinsam ein schönes Wochenende verbringen, Aikido trainieren und an Erfahrung gewinnen. Kaum daheim angekommen, habe ich bereits das Wochenende vom 10. – 12. Mai 2019 für das nächste Schönhagen Gasshuku in meinem Kalender geblockt!
Karl Stenzel