Es war mal wieder soweit. Vom 11.-13. März besuchte ich mit Robert den Lehrgang mit Shimizu Sensei in Berlin; für mich war es das zweite Mal. Der Lehrgang war gut besucht und außer vielen Berlinern waren neben uns noch Aikidokas aus vielen Ecken der Republik angereist. Wir freuten uns sehr, unsere Freunde aus Hamburg, Duisburg, Lüneburg, Kiel und Dänemark wieder zu sehen. Der erste Tag in der Hauptstadt überzeugte uns, dass es recht schöne Tage werden sollten, denn auch der Wettergott spielte uns keinen Streich. Das sah vor einem Jahr noch ganz anders aus..
Nach der Ankunft am Dienstag ging es am Abend auch gleich los. Begonnen hat das Training immer um 19 Uhr. Nach der ersten Übung erzählte Shimizu Sensei einige seiner Gedanken übers Aikido – dabei fielen die Worte Aufmerksamkeit und Anfängergeist. Ich möchte zur Aufmerksamkeit noch einiges hinzufügen: Als ich in Berlin an kam und mit der S-Bahn zum Hotel fuhr, sind mir die vielen Menschen aufgefallen, die in der Bahn saßen. Die Menschen haben sich mit Dingen, wie dem Bedienen ihres Mobiltelefons, dem Lesen eines Buches oder einer Zeitung beschäftigt, oder sie kommunizierten mit ihrem Sitznachbarn. Beim nächsten Stopp der Bahn an der Haltestelle fiel mir auf, wie schnell die Leute reagierten, wenn sie aussteigen mussten: Dann endete zum Beispiel das Spielen am Handy oder das Lesen der Zeitung, man erhob sich und begab sich zum Ausgang; mit einer sehr großen Aufmerksamkeit. Ich war schon recht erstaunt, wie man gewisse Parallelen zwischen Aikido und dem Alltag sehen kann. Im Training ging es dann mit hoher Intensität weiter und was man an den Tagen bemerkte: Es wurden sehr viele Basistechniken geübt! Den ersten Abend beschlossen wir mit einem gemeinsamen Abendessen.
Am zweiten Abend wurde das Training von Waka Sensei und Shimizu Sensei gegeben, Waka Sensei übernahm die erste Einheit. In dieser Stunde konnte man sehr deutlich sehen, dass er seinen Fokus auf das richtige Ukemi und die richtige Führung (z.B. bei den Haltetechniken) legt. Nach einer kurzen Pause übernahm Shimizu Sensei wieder das Training. Sensei fing zunächst mit Shiho-nage an. Nachdem wir diese Grundform geübt hatten, führte er Shiho-nage aus diversen Angriffsformen aus, unter anderem auch mit dem Bokken. Hier sah man sehr deutlich, wie detailreich und genau Sensei vorführt und erklärt. Für mich ist der Shiho-nage aus dem täglichen Training schon sehr bekannt, aber dass es so viele Wege und Möglichkeiten gibt, wurde mir so aufs neue bewusst. So schön eine Lehrstunde auch sein kann, irgendwann geht sie auch zu Ende. Sensei überzog an diesem zweiten Abend um 5 Minuten. (Es hätten gerne noch mehr sein können.)
Der letzte Tag wurde etwas Besonderes, denn Shimizu Sensei hatte einen Vertreter des Japanischen Botschafters zum Zuschauen eingeladen. Begleitet wurde dieser von der Ehefrau des Botschafters. Es gab eine Willkommens- und Dankesrede – diese spiegelten die Verbundenheit zwischen dem Aikido und den Beziehungen zwischen Japan und Deutschland wieder. Der Abend war aber nicht nur von hohem Besuch geprägt, sondern auch von der gesteigerten Trainings-Intensität. Es gab zwei Techniken an diesem Abend, die mich sehr beeindruckt haben, beide forderten meine Aufmerksamkeit und Genauigkeit sehr: Zunächst eine Abfolge aus einem Nikyo – Kotegaeshi – Sankyo und dann einen Shiho-nage mit zwei Ukes. Hierbei musste man sehr aufpassen, wo man hin warf, denn der Platz in der Halle war begrenzt. Dieses stellte zwar kein Problem dar, aber schärfte alle Sinne.
Auch an diesem Abend ging alles viel zu schnell zu Ende. Sensei beendete das Training und bedankte sich (verbeugend) für die Aufmerksamkeit. Zum Abschluss wurden einige Aikidokas graduiert: Besonders erfreulich war für uns der Shodan für Helge Nieblich vom Akatuki Kiel.
Alles in allem war es ein sehr schöner Lehrgang, und man konnte wieder mal sehr viel fürs tägliche Training mit nehmen. Von meiner Seite an dieser Stelle: „Domo arigato gozaimashita!“
Sebastian Eilenberger (WHV)