Seit vielen Jahren kommt unser Lehrer Kenji Shimizu aus Tokio nun jährlich nach Deutschland, um uns im Tendoryu Aikido zu unterrichten. In dieser Zeit gab es natürlich auch Schwierigkeiten, doch zusammen mit ihm sind wir – als Schüler, die das Tendoryu Aikido lieben – bis zum heutigen Tag weiter gegangen.
Ursprünglich ist das Bujutsu unter den besonderen Bedingungen der Kriegszeit (vor ca. 500 Jahren) von den Bushi (japanischen Kriegern) als Mittel zum Kampf aufgekommen und weiterentwickelt worden. Diese Techniken wurden dann in Folge von vielen ausgezeichneten Bujutsuka durch harte Anstrengungen immer weiter verfeinert. Da die Techniken zudem von einem hoch entwickelten ethischen Gedanken durchdrungen sind, kann das Bujutsu als ein Vertreter der Japanischen Kultur angesehen werden.
Das Aikido als alte Bujutsuform enthält Techniken, die sehr effektiv im realen Kampf und somit gefährlich sind; es werden daher auch keine Wettkämpfe ausgetragen. Die Weitergabe erfolgt durch Wiederholung festgelegter Formen.
Die Aikidotechniken werden in erster Linie nur mit bloßen Händen, das heißt waffenlos ausgeführt. Man fasst sich nicht gegenseitig an, sondern man hält Abstand und verwendet je nach Angriff des Partners/Gegners mechanische und physiologische Schwachpunkte des Kokyu (der inneren Kraft) und der Gelenke.
Wie vorher erwähnt, eignet man sich die Techniken im Aikido durch wiederholtes Üben fester Formen an. Durch diese Wiederholungen kultiviert man eine elementare Kraft, die letztendlich zum Verständnis aller Dinge führen kann.
Seit genau 30 Jahren unterrichtet Shimizu Sensei nun in Deutschland und während dieser ganzen Zeit gab es vom Tendoryu Japan aus keinerlei Vorschriften. Tendoryu Deutschland konnte sich bis heute in freier Form entwickeln.
Seit einiger Zeit merkt man im deutschen Tendoryu aber ein Auseinanderdriften. Ein Teil der Aikidoschüler versteht die Bedeutung von Stilrichtungen nicht, d.h. was es bedeutet wenn man sich für eine Richtung entschieden hat. Demokratie darf nicht damit verwechselt werden, dass man nach Belieben alles im eigenen Sinn interpretiert. Auch wenn wir in Deutschland alles in Vereine pressen, so ist Aikido (oder besser Budo im allgemeinen) doch mehr als ein Sport. Auch diejenigen, die Aikido als Hobby betreiben, sollten das Wesen des Budo begreifen – sonst macht das Training keinen Sinn!
Zu diesem Anlass (30 Jahre Tendoryu in Deutschland) wurde jetzt eine weltweite Organisation ins Leben gerufen: Tendo World Aikido (TWA)
Diese weltweite Organisation, die es in ähnlicher Art auch in anderen Budo gibt, wird als NPO (Non Profit Organisation) geführt werden und soll dem Zusammenhalt aller Tendoryu Aikido Mitglieder auf der ganzen Welt dienen. Gleichzeitig soll sie einen hohen Unterrichtsstandard für den geistigen und körperlichen Fortschritt jedes Einzelnen sichern. Aikido ist ein Weg um den Körper unter die geistige Kontrolle zu bringen und über den Körper den Geist zu stärken. Für den Oktober 2009 ist die Durchführung eines Tendo World Aikido Seminars in Japan geplant, zu dem wohl auch einige Mitglieder der Turnerschaft reisen werden. (Natürlich wird es darüber auch einen Bericht geben!)
Im Rahmen dieser neuen Organisation wurden bereits Lehrzertifikate an einige wenige, ausgewählte Lehrer vergeben; und wir schätzen uns sehr glücklich mit Björn Ole Pfannkuche auch einen dieser Lizenzträger bei uns im Verein zu haben!
Robert Patzwald